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Alt 04.04.2005, 21:19
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delahoyaa delahoyaa ist offline
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Standard "Ich habe einen Traum" von Ch. Aznavour

Leserbrief an „Die Zeit“


Betreff: „Ich habe einen Traum“ vom 31.03.2005 von Charles Aznavour


Sehr geehrte Damen und Herren,

als Türkische Internet Community plädieren wir ebenfalls für „die Aussöhnung zwischen Armenien und der Türkei“ und des Weiteren für eine sachlich fundierte Geschichtsaufarbeitung.

Herr Aznavour schreibt: „Es wird Zeit, dass die Regierung in Ankara die Massenvernichtung des armenischen Volkes zugibt.“
Die Türkei hat nie verschwiegen, dass es bei der Umsiedlung der Armenier während des 1. Weltkriegs hunderttausende armenische Opfer gab. Armenien sollte seine Bestrebungen einstellen, dies als Genozid auszulegen und seinerseits die Ermordung hunderttausender Muslime durch armenische Rebellen nicht weiter verschweigen.

Weiter heißt es: „Ich glaube, die türkische Regierung schuldet es ihrem eigenen Volk, zu diesem Verbrechen zu stehen.“
In der Türkei wird über die armenische Position offen und kritisch diskutiert. Dahingegen kann man in Armenien keinesfalls die „türkische Position" vertreten oder diskutieren.

Des Weiteren sagt Herr Aznavour: “Atatürk hat die Schuld angenommen.“
Davon ist uns nichts bekannt.
Vielmehr sagte Mustafa Kemal Atatürk am 1. März 1922 in der Eröffnungsrede bei der dritten Versammlung des Türkischen Parlaments:
"Der Armenier-Konflikt, den man mehr zugunsten der Interessen der kapitalistischen Länder der Welt als zugunsten der wirklichen Interessen des armenischen Volkes zu lösen sucht, fand seine beste Lösung durch das Abkommen von Kars. Mit Zufriedenheit wurden somit die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden fleißigen Völkern wieder aufgenommen, die seit Jahrhunderten in freundschaftlichen Verhältnissen zueinander lebten.“

Zudem hofft Herr Aznavour, „dass Deutschland dieses Verbrechen völkerrechtlich anerkennt, so wie es bereits Frankreich und die Schweiz getan haben.“
Warum hofft Herr Aznavour das?
Die Antwort ist simpel: Eine geschichtliche Aufarbeitung könnte dazu führen, dass sich die Völkermord-Behauptungen als falsch entpuppen.

Weiterhin ist uns nicht bekannt, dass Frankreich widerspruchslos der größte Fürsprecher für den EU-Beitritt der Türkei sei, zumindest können wir diese Ansicht Herr Aznavours aufgrund des „Türken-Artikels“ und des Referendums in Frankreich nicht nachvollziehen.

Herr Aznavour sagt, Deir-es-Zor sei eine „Wüste, die die Türkei mit Syrien verbindet.“
Deir-es-Zor ist keine Wüste, sondern eine kleine Stadt. Zudem existiert zwischen der Türkei und Syrien keine Wüste. Deir-es-Zor liegt ca. 200 km südlich der türkischen Grenze an einer fruchtbaren grünen Ebene am Euphrat.
Des Weiteren können Franzosen ungehindert nach Syrien reisen und natürlich auch Deir-es-Zor besuchen.

Herr Aznavour sagt zudem: „Es gibt Bücher von Zeitzeugen, zum Beispiel von dem deutschen Pfarrer Johannes Lepsius oder von Henry Morgenthau, dem damaligen Botschafter der USA. Man kann diese Leute nicht der Lüge bezichtigen.“
Pfarrer Johannes Lepsius hat keinen Fuß auf anatolischen Boden gesetzt und war lediglich in Istanbul tätig. Er bezog seine Informationen von Herrn Morgenthau. Herr Morgenthaus Buch „Ambassador Morgenthau’s Story“ wurde von Prof. Dr. Heath Lowry in seinem Buch „The Story Behind Ambassador Morgenthau’s Story“ widerlegt. Es wurde gezeigt das nicht Morgenthau selbst, sondern seine armenischen Sekretäre und Gehilfen dieses Buch verfasst hatten. Es ist uns unerklärlich, warum diese widerlegten „Beweise“ immer noch angeführt werden.

Herrn Aznavours Bemerkung „Ein Türke, der immer Türke sein will, wird kein Europäer sein.“ und dass es in der Türkei auch Chinesen gäbe, lassen wir unkommentiert.

Herr Aznavour schreibt: „Ich bin kein Politiker... Ich bin auf Politiker angewiesen, um das Möglichste für das Land meiner Eltern zu tun.“
Eventuell liegt es auch daran, dass er die offizielle Meinung Armeniens vertritt und nicht der Auffassung zu sein scheint, dass auch diese hinterfragt werden kann.

Abschließend appellieren wir erneut für eine sachlich fundierte Geschichtsaufarbeitung und zitieren Herrn Aznavour:
„Es ist Zeit für eine ehrliche Debatte.“

Mit freundlichen Grüßen

Türkische Internet Community (www.tic.de.tp) in Zusammenarbeit mit www.politikcity.de