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				 Vom Islam bis zu den Gebrüdern Grimm 
 Lasst mich das aus der Sicht von jemandem formulieren, der als Kind nie mit Religion in Berührung gebracht wurde.
 
 Wenn Du mir irgendeinen Phantasie-Text vorliest, kann ich Dir nicht sagen,
 ob es sich um ein Märchen oder eine religiöse Schrift handelt. Ich sage das
 nicht, weil ich böswillig bin, sondern weil es - wenn die Religion nicht
 Teil der Sozialisation eines Menschen war - objektiv gesehen einfach keinen
 Unterschied gibt. Der einzige Unterschied ist die gesellschaftliche
 Akzeptanz eines Textes, der explizit als religiös gekennzeichnet ist.
 
 Das Problem dabei ist, dass ich nun sehe, wie Texte, die inhaltlich nicht
 unterscheidbar sind, einerseits Kindern als Bettgeschichten vorgelesen
 werden, andererseits offenbar aber von manchen Menschen als absolute
 Wahrheiten angesehen werden, für die sie alles mögliche in Kauf nehmen und
 anstellen.
 
 Stellt Euch vor, Eure Bekannten würden ihr Leben nach Grimms Märchen
 ausrichten; sich einmal in der Woche versammeln, um zu Frau Holle zu beten;
 sich darüber streiten, ob Hans im Glück, Dornröschen oder Schneewittchen
 die wahren Herrscher des Universums sind, und über diese Frage sogar Kriege
 anfangen. Das fändet Ihr paradox und nicht wirklich lustig, oder?
 
 
 ........
 
 
 Anbei möchte ich jenen, die mich noch nicht kennen, Folgendes sagen: Ich bin ein sehr gottesgläubiger – um nicht zu sagen – gottverliebter Mensch.
 
 Doch mit diesem Text möchte ich Euch die Frage stellen: Womit begründet Ihr, als Vertreter einer Religion ihre absolute Gültigkeit?
 
 Was genau ist es, das Euch – auch mir – das Recht dazu gibt, die eigene Religion als wahr, die andere aber als unwahr zu ettiketieren?
 
 Ich hoffe auf eine ´gewohnte Gedanken sprengende´ Diskussion.
 Auf dass mal in anderen Bahnen experimentiert wird.
 
 
 
 Khoda Hafez,
 
 
 
 
 ~sVy~
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