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Lieber Pinsel!
1.) Es ist die Forschungsgruppe Wahlen, Mannheim
2.) Gibt die FG Wahlen nie irgendwelche Empfehlungen zu Wahlkampfstrategien heraus. dies widerspricht dem Ethos der Meinungsforscher. In diesem Falle hat sich aber Matthias Jung etwas weit aus dem Fenster gelehnt (wenn er überhaupt richtig zitiert worden ist).
"[...] Matthias Jung von der Forschungsgruppe Wahlen mahnt zu Vorsicht, wenn es um das Thema Türkei geht: "Eigentlich sind die Parteien nicht gut beraten, wenn sie dieses Thema in den Europawahlkampf reinpacken. Wenn die Union dieses Thema stark forciert, besteht die Gefahr, dass es als ausländerfeindlich wahrgenommen wird, und bei den Anhängern von SPD und den Grünen gibt es erhebliche Anteile in der Wählerschaft, die sehr skeptisch gegenüber einem EU-Beitritt der Türkei eingestellt sind", so Jung."
Bei genauer Lektüre wird einem klar, dass es sich nicht direkt um eine Empfehlung handelt. Jung geht davon aus, dass wenn (!) und dass die Gefahr besteht, dass (!) usw. Von einer Empfehlung in Form eines "Sollens" kann hier nicht die Rede sein.
3.) Ich bring"s mal auf den Punkt:
"Die Türkei kann es sich nicht leisten, der EU fern zu bleiben".
Im Gegensatz zu Dir begründe ich meinen Standpunkt. Im Rahmen der Globalisierung - welche ja heutzutage alles Schuld ist - ist eine Entwicklung, als dominant herauszustellen. Es bilden sich in allen Regionen dieser Welt regionale Blöcke. Somit lässt sich eigentlich schonmal feststellen, dass die Globalisierung eigentlich eine Regionalisierung ist. Dabei meine ich mit Regionalisierung den wirtschaftlichen Zusammenschluss von Nationalstaaten und mit Regionalismus den politischen. Die EU ist da das fortgeschrittenste dieser Gebilde. In Amerika gibts da die MERCOSUR oder die NAFTA, vielleicht auch bald eine AFTA. In Asien gibts da die ASEAN-Staaten und die in Afrika wurde neulich - wie der aufmerksame Leser des umfangreichen Politikteils der BILD-Zeitung weiss - die Union Afrikanischer Staaten beschlossen. Man sieht als, dass das die Tendenz ist. Und ich bin der festen Überzeugung, dass es sich die Türkei nicht leisten kann, ausserhalb eines solchen Regionalblocks zu bleiben. Die wirtschaftliche Macht dieser Blöcke würde die Türkei schlichtweg erdrücken und die Türkei wäre Sklave einer Ordnung, die sie noch nicht einmal mitgestalten kann.
Ferner sollten die EU-Weisen niemals vergessen: Wenn sie Einfluss auf eine Region ausüben möchten, die ihnen in der Zukunft zur Gefahr werden kann, ganz zu schweigen von der Rohstoffsicherung, muss sie die Türkei in die EU aufnehmen. Dann - und nur dann - ist die EU auch in der Lage, gestaltende Macht bis weit in den zentralasiatischen Raum auszuüben.
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