[originalgueler]

Die Biebel

Ich muss sagen, als ich den Anfang dieses Manuskripts und die ersten hundert Seiten las, war ich begeistert. Alles Action, prallvoll mit allem, was die Leser heute von einem richtigen Schmoeker erwarten: Sex (jede Menge), Ehebrueche, Sodomie, Mord und Totschlag, Inzest, Kriege, Massaker, usw.

Die Episode in Sodom und Gomorra mit den Schwulen, die die zwei Engel vernaschen wollen, koennte von Rabelais sein; die Geschichten von Noah sind reinster Karl May, die Flucht aus Aegypten schreit gradezu nach Verfilmung… Kurz, ein echter Reisser, gut konstruiert, mit effektsicheren Theatercoups, voller Fantasie, dazu genau die richtige Prise Messianismus, ohne die Sache ins Tragische kippen zu lassen.

Beim Weiterlesen habe ich dann gemerkt, dass es sich um eine Anthologie diverser Autoren handelt, eine Zusammenstellung sehr heterogener Texte mit vielen, zu vielen poetischen Stellen, von denen manche auch ganz schoen fade und larmoyant sind, echte Jeremiaden ohne Sinn und Verstand.

Was dabei herauskommt, ist ein monstroeses Sammelsurium, ein Buch, das alle bedienen will und daher am Ende keinem gefaellt. Ausserdem waere es eine Heidenarbeit, die Rechte von all den Autoren einzuholen, es sei denn der Herausgeber stuende dafuer gerade. Aber dieser Herausgeber wird leider nirgends genannt, nicht mal im Register, als ob es irgendwie Hemmungen gaebe, seinen Namen zu nennen.

Ich wuerde vorschlagen zu verhandeln, um zu sehen, ob man nicht die ersten fuenf Buecher allein herausbringen kann. Das waere ein sicherer Erfolg. Mit einem Titel wie “Die verlorene Schar vom Roten Meer” oder so.