Villon, das bin ich, 
welcher gross und grade vor euch steht. 
Seht, in meinen Augen spiegeln sich 
alle Dinge umgedreht. 
 
Niemand weiss, woher ich kam, 
es mag auch niemand hier mein Bruder sein. 
Als ich mir den Wind zur Wohnung nahm 
und ins Bett den kalten Stein 
 
hab ich meine Heimat satt gehabt, 
wollte lieber sein ein Waisenkind, 
so zerfetzt und abgeschabt, 
wie im Herbst die Bäume sind. 
 
Wenn ich eure Huld jetzt will, 
Bettelpack im Hospital, 
und euch manchen Abend still 
um euren Wein bestahl, 
- den ihr selbst gestohlen habt - 
 
Hier, im Nebel sind wir alle gleich: 
Kavalier und Schinderknecht; 
jeder raucht bekümmert bleich 
seinen Tabak und verträgt ihn schlecht. 
 
Hängt zuguterletzt noch gar 
eine Larve ins Gesicht. 
Alles, was an ihm natürlich war, 
fällt zu Asche. 
 
Doch Villon sagt: 
von woanders kommt die Kraft, 
wenn der Wind den Schnee zusammenjagt, 
brauen wir uns einen heissen Saft. 
 
Mit dem schönsten Suff im Bauch 
fängt die Welt noch einmal an, 
und die Weiber sagen auch: 
lieber zwei, als keinen Mann. 
 
Wichtig ist nur, dass man nicht 
früher sich verliebt, 
bis der Mond sein Kussgesicht 
durch das Fenster schiebt. 
 
In des Fleisches weisser Glut 
wohnt man wie gewiegt, 
jeder Mensch ist gut, 
wenn ihn warm ein Fell umschmiegt. 
 
Alle sollt ihr so verspielt noch sein 
wie ein Katzenpaar; 
auch Villon, 
hängt sich das Geziefer in sein Haar. 
 
Was kümmert mich, dass der Schnee noch 
auf den Feldern schwimmt, 
ich singe zur Harmonika, 
und mein Mädchen meint: es stimmt, 
 
was ich dann und wann 
ihr geflüstert habe vor dem Schlaf 
und sogar als müder alter Mann 
noch ins Schwarze traf. 
 
Und bedenkt, dass keiner mehr viel Zeit 
zu verlieren hat; 
manchem blieb vom Sommerkleid 
kaum das Feigenblatt, 
 
tanzt, solang der Atem reicht, 
um das goldne Kalb herum; 
später wenn's von selber in den Schoss euch fällt, 
seid ihr für die Liebe viel zu krumm. 
 
Wenn man singt, sagt Orpheus schon, 
werden selbst die Steine weich 
und erlösen den verlorenen Sohn 
aus dem Tierbereich. 
 
Auch Villon hat oft mit Blättern nur 
seinen Bauch gefüllt, 
doch er denkt an diese Tour 
kaum zurück noch, wenn der Tag anschwillt. 
 
Viele Höllen musste er 
noch erleben, eh die Freiheit kam. 
Und sie lief nicht mehr so nebenher, 
als er sie in seine Arme nahm. 
 
Mit den Jahren freilich wird das Blut 
auch bei ihm so nass und kalt. 
Und dann hängt er einfach seinen Hut 
an den nächsten Ast im Wald. 
 
 
KLAUS KINSKI VILLON, DAS BIN ICH LYRICS 
		
		
		
		
		
		
		
	
	 |