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Alt 20.04.2004, 20:19
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grecos grecos ist offline
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Standard tragische ironie nr 2

Und dann soll man sich angucken was in unseren Laendern vor sich geht, und nicht viele merken es: In der Tuerkei wird Rauf Denktasch (der letzten Endes die Verkoerperung von tr-zypern fuer JAHRZEHNTE war) aufs heftigtse von der Regierung angegriffen, obwohl seine Argumentation (wenn sie meiner Meinung nach beschraenkt ist) zum teil richtig ist. In Nordzypern werfen ihm die gleichen Leute die vor 5 Jahren ihn bejubelt haben vor, rueckstaendig zu sein, die Zukunft aufhalten zu wollen und aehnliches...Gleichzeitig gehen die Leute auf den Strassen und plaediern in Nord-zypern fuer die Vereinigung (auch wenn sie nicht genau wissen was das im Moment heisst, sie wollen nur in der EU jetzt, zumindest die mehrheit). Ecevitt ist vor einer Woche die nordzypriotische Staatsbuergerschaft (die er ehrenhalber hatte, als Inititator der Invasion von 1974) entnommen worden, unglaublich!!

Und auch in Griechenland ist nicht zu fassen was vor sich geht. Die griechische Regierung hat neulich ueber dem tuerkischen Botschafter der Tuerkei bekannt gemacht dass sie die griechisch-tuerkischen Beziehungen von der ZYpern-Frage abkoppeln will, das ist ganz neu in der Aussenpolitik des Landes. Die PASOK-Partei, die frueher unter Andreas Papandreou eine aggressive Aussenpolitik gegenueber der Tuerkei hatte, beschimpft heute den gr-zypriotischen Staatspresident Papadopoulos, weil er fuer ein Nein zum Anan-Plan plaediert hat, und sie setzt sich fuer ein kompromissloses Ja ein. Die Regierung der Konservativen setzt sich auch fuer ein Ja ein (mit starkenVorbehalten), und dabei gubt es in ihren Reihen einige Politiker die frueher jegliche Diskussion mit der Tuerkei ablehnten. Aber das erstaunlichste findet in Zypern statt: der Staatspresident Papadopoulos plaediert fuer ein Nein, seine Partei jedoch (AKEL-Kommunisten) unter Sekretaer Christofias plaediert fuer ein Ja! Kliridis plaediert auch fuer ein Ja, aber Lissaridis (auch Kommunistenfuehrer) ist vollkommen fuer ein Nein.

Alte Klischees in der Aussenpolitik der beiden Laendern stuerzen sich wie ein Kartenhaus in diesen Tagen. Wo das fuehren wird, das kann keiner sagen, aber ich denke es wird zu etwas besserm kommen. Dieses referendum ist auf einmal (meiner Meinung nach) unwichtig geworden, denn die Dynamik die der EU-Eintritt von Sued-ZYpern geschafft hat zusammen mit dem unerwarteten, riskanten und auch tapferen Umschwung der tuerkischen Aussenpolitik (unter Erdogan)haben eine neue Situation erschaffen, die noch keine Partei ganz abschaetzen kann. Nichts wird nach dem 1. Mai so sein wie frueher, egal wie das Votum ausfallen wird.