Visionäre mit türkischen Wurzeln in vielen Bereichen der deutschen Wirtschaft

Visionäre mit türkischen Wurzeln

Unternehmer mit türkischen Wurzeln leiden noch viel zu häufig unter den typischen Klischees. Wenn sie überhaupt einem Job nachgehen und nicht nur Pizza ausfahren, dann besitzen sie wohl eher einen Imbiss oder einen Gemüsehandel. Klischees sind so einfach – und sollten immer hinterfragt werden.

Denn in der Tat sind türkischstämmige Menschen weitaus mehr als der Gemüsehändler und der Dönerbuden-Besitzer. Sie gründen international agierende Unternehmen, sind in der Mode zu Hause, fühlen sich in der Softwarebranche daheim und tüfteln in der technologischen und biologischen Forschung. Dieser Artikel schaut sich die Unternehmerstruktur der türkischstämmigen Unternehmer in Deutschland einmal genauer an.

Döner und Visionäre

Das Klischee des türkischen Dönerbudenbesitzers oder Gemüsehändlers ist bei weitem nicht mehr stimmig – heute sind türkische Unternehmer auch in Deutschland in Zukunftsbranchen tätig.

In welchen Branchen sind türkischstämmige Unternehmer vertreten?

Es ist freilich kein absolutes Klischee, dass sich viele Türkischstämmige in der Gastronomie wiederfinden. Wer nun aber ausschließlich die Gastarbeiter hierfür in die Verantwortung zieht, liegt knapp zwei Jahrhunderte daneben. Denn die ersten gastronomischen Gebräuche kamen bereits im 17. Jahrhundert in Deutschland an: in Form von Kaffee und dementsprechenden Kaffeehäusern. Im Laufe des 19. Jahrhunderts gelangten die ersten türkischen Rezepte in internationale Kochbücher, im Zuge der Gastarbeiter in den 50er und 60er Jahren gelangte dann das »liebste deutsche Fastfoodprodukt« in alle Munde: der Döner. Zugleich bauten sich zu dieser Zeit Frischkostgeschäfte und der Gemüsehandel auf, ebenfalls Gebiete, auf denen sich türkischstämmige Zuwanderer in Deutschland beweisen konnten.

Heute reden wir jedoch von einer völlig neuen Generation. Die heutige Generation der Türkischstämmigen hat mit den Gastarbeitern von damals nur noch eine familiäre Bindung gemein. Und das schlägt sich in der Ausrichtung der neuen Unternehmer aus:

  • Biotechnologie/Umwelttechnologie – die heutigen Generationen haben sich häufig vom Denken abgewandt, sich an die für die damalige Türkei typische Gewerbe zu halten. In den Technologiebereichen sind türkischstämmige Unternehmer vertreten, die ihre eigenen Unternehmen gründen und längst als Arbeitgeber gelten.
  • Hardware – ob weiße Ware oder nicht – türkischstämmige Unternehmer sind überall zu finden.
  • Software – die heutige Unternehmergeneration ist mit Computern aufgewachsen. Kein Wunder also, dass etliche Gründer sich eben auf diesem Gebiet präsentieren.

In Zahlen wird ungefähr von 90.000 Unternehmern gesprochen, die einen türkischen Hintergrund haben. Sicherlich gibt es unter ihnen auch diverse Kleinunternehmer, aber ebenso international agierende Betriebe, die schätzungsweise rund 400.000 Mitarbeiter beschäftigen und rund 40 Millionen Umsatz machen. Grundsätzlich ist das schwer zu sagen, da viele dieser Unternehmen von türkischstämmigen Personen geführt werden, deren Familien in dritter Generation in Deutschland leben und die sich selbst als deutsch bezeichnen. Diese Unternehmen sind also praktisch keine »Unternehmen mit türkischen Wurzeln« mehr, sondern ganz banal »deutsche Unternehmen«.

Vor welchen Herausforderungen stehen die Unternehmer hierzulande?

Grundsätzlich kommt es natürlich darauf an, wo sich ein Unternehmen befindet, in welchem Bereich es agiert und wessen Zielgruppe es hat:

  • Branche – Unternehmen in den Technologie- und Softwarebereichen agieren ohnehin international und haben oft eine Kundschaft, die mit dem Kunden auf offener Straße wenig gemein hat. Für diese Unternehmen stellt sich die Herausforderung, am globalen Markt zu etablieren und gegen die Konkurrenz durchzusetzen. In dieser Hinsicht sind die Probleme eben dieselben, die alle Unternehmer haben. Anders verhält es sich mit Betrieben, die einen Großteil der Waren in der Türkei absetzen. Durch die politischen Probleme und der massiven Inflation geht der Handel mit der Zivilbevölkerung natürlich zurück. Dennoch investieren deutsch-türkische Unternehmer weiterhin in der Türkei, halten sich aber bei Neuinvestitionen zurück.
  • Örtlichkeit – hier geht es in erster Linie um Produktionsstandorte. Die Lage in der Türkei kann durchaus zu Problemen führen, vor allem, wenn ein Unternehmer eher kritisch ist. An einigen Standorten Deutschlands kann eine offene Kritik jedoch auch zu einer Ablehnung führen. Dieser Problematik sind natürlich Händler und Gastronome ausgesetzt, die auf die örtliche Kundschaft angewiesen sind. Wer hier bislang eine überwiegend türkische Kundschaft hatte und sich offen gegen Erdogan positioniert, kann durchaus gemieden werden.
  • Zielgruppe – ein Teil greift die Erdogan-Problematik auf, aber auch problematisch anzusehende deutsche Landsleute. Kleinhändler und Imbissbudenbesitzer können gemieden oder auch angegriffen werden. International betrachtet stehen Unternehmer schlichtweg im ständigen Konkurrenzkampf – so wie jedes andere Unternehmen auch.

Maßnahmen für mehr Erfolg

Und wie können es Jungunternehmer in Deutschland schaffen? Gezielte und gute Werbemaßnahmen sind immer eine Möglichkeit, neue Kunden zu gewinnen oder Bestandskunden weiterhin zu begeistern. Dennoch sind natürlich ein gutes Produkt und eine hohe Qualität der wichtigste Faktor – egal in welchem Bereich. Aber wie sieht das Marketing aus? Einige Beispiele:

  • Werbegeschenke – Neu- und Bestandskunden schätzen es, wenn sie beschenkt werden. Mit geschickten und nützlichen Werbegeschenken können Unternehmer wunderbar auf sich aufmerksam machen. Hier sollte jedoch jeder einmal im Kreis fragen, welche Gimmicks sinnvoll sind. Das beste Werbegeschenk ist eines, das der Kunde immer und immer wieder in die Hand nimmt und einfach nutzt. So können auch heute noch Kalender mit Feiertagen oder Kugelschreiber interessant sein, sofern diese hochwertig sind. Zusätzlich erfreuen sich auch USB-Sticks großer Beliebtheit.
  • Webseite – erschreckend viele Unternehmen haben bis heute keine Homepage oder einen Onlineshop. Dabei sind das für viele Kunden die ersten Anlaufstellen. Die Homepage muss natürlich professionell aufgebaut sein, SEO beachten und der Onlineshop nutzerfreundlich und Spaß machend gestaltet sein.
  • Soziale Medien – Unternehmen sollten in den sozialen Medien präsent sein. Hier kommt es natürlich wieder auf die Branche an, doch auch ein Technologieunternehmen kann sich dort präsentieren. Beispielsweise, indem es Verfahren erklärt, Versuche in Videos zeigt und das Publikum schlichtweg mit Wissen begeistert. Wer sein Tun für medial unwichtig hält: Es hat schon Gründe, warum einige der erfolgreichsten YouTube-Channels Chemie- oder Physikexperimente zeigen und schulisch aufbereitet erklären.
Technik und Wissenschaft: Die Zukunft Deutsch-türkischer Unternehmer.

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Fazit – großes Potenzial, große Chancen

Das größte türkische Fintech-Unternehmen wurde von zwei Deutschtürken gegründet und expandiert kräftig, die Sahinler Group war vor einigen Jahren das größte deutschtürkische Unternehmen in Deutschland und beschäftigte an mehreren Standorten allein 12.000 Mitarbeiter. Hinzu kommen viele Betriebe und Start-ups, die sich der Technologie, Softwares oder auch Biologie verschrieben haben. Auf der anderen Seite haben türkischstämmige Gründer natürlich mit den Problemen zu kämpfen, die alle Unternehmer kennen: Konkurrenz, Positionierung und Kundengewinnung.