NSU-Prozess: Kritik an Beate Zschäpes Auftritt

Das Medieninteresse am NSU-Prozess ist in der Türkei gewaltig. Gleich mehrere Nachrichtensender und Zeitungen hatten den Auftakt des NSU-Prozesses in München als TOP-News aufbereitet.

Der Menschenrechtsausschuss der Türkischen Großen Nationalversammlung hat den NSU-Mordprozess unter die Lupe genommen. Mitglieder des parlamentarischen Menschenrechtsausschusses stellten sich gestern Morgen vor dem Saal des Oberlandesgerichts in München in die vorderste Reihen, um im Gerichtssaal zugelassen zu werden und den Prozessverlauf zu beobachten. Die Mitglieder der parlamentarischen Menschenrechtskommission wurden erst nach einer Wartezeit von 3 Stunden in den Gerichtssaal zugelassen.

Im Gerichtssaal fanden unter anderem sechs türkische Parlamentsabgeordnete und der türkische Generalkonsul in München, Hidayet Eris, Platz. Der türkische Botschafter in Berlin, Hüseyin Avni Karslioglu, musste allerdings vor der Tür warten.

Der erste Prozesstag gegen die NSU-Terroristin Beate Zschäpe und vier weitere Angeklagte begann mit Befangenheitsanträgen und endete mit einer Verschiebung des Prozesses auf den 14. Mai.

Die Hauptangeklagte, Beate Zschäpe, ist das einzige Mitglied der NSU-Terrorzelle, die noch am Leben ist. Der zweite inhaftierte Angeklagte ist Ralf Wohlleben, früherer Funktionär der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands.

Der türkische Rechtsanwalt aus Berlin, Mehmet Daimagüler, vertritt im NSU-Prozess zwei Opferfamilien. Daimagüler hat das Auftreten der Hauptangeklagten Beate Zschäpe gestern beim Prozessauftakt kritisiert. "Ihr Auftritt war selbstbewusst bis arrogant. Sie schien sich im Glanz der Kameras zu sonnen und genoss es offenbar, im Mittelpunkt zu stehen", sagte er der Berliner Zeitung.

Daimagüler kritisierte die Befangenheitsanträge der Verteidigung gegen den Vorsitzenden Richter Manfred Götzl als offenkundig unbegründet. (Bild: Hurseda)