NSU-Prozess: Carsten S. sagt unter Tränen aus

Am gestrigen Dienstag hat im NSU-Prozess Hauptzeuge Carsten S. vor dem Oberlandesgericht in München weitere Aussagen gemacht. Zu Beginn seiner Vernehmung brach der Hauptzeuge S. in Tränen aus. Er könne dem Druck nicht weiter standhalten und sagte: „Ich habe keine Wahl. Ich werde alles erzählen.“

Carsten S. machte eine überraschende Aussage. Die mutmaßlichen Mörder Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos hätten ihm gegenüber im Frühjahr 2000 Anspielungen über einen Bombenanschlag in Nürnberg gemacht. „Da haben die gesagt, dass die in Nürnberg in einem Laden eine Taschenlampe hingestellt haben.“

Laut Medienberichten soll die 1999 in Nürnberger explodierte Bombe ähnlich einer Taschenlampe gewesen sein. Ein Mann wurde bei dem Anschlag verletzt.

Belastung von Ralf Wohlleben

Den Mitangeklagten früheren NPD-Funktionär Ralf Wohlleben, der bislang wie die Hauptangeklagte Zschäpe schweigt, belastete Carsten S. erneut. Über ihn sagte er: Ralf Wohlleben habe nach einer Schlägerei damit angegeben, seinem Gegner auf dem Gesicht rumgetrampelt zu haben. Wohlleben habe ihm auch davon erzählt, dass Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos jemanden angeschossen hätten.

Carsten S. soll immer wieder in Tränen ausgebrochen sein. Seine Aussage soll von den Zuschauern und den Anwälten der Nebenklage mit wohlwollen zur Kenntnis genommen sein. Mehmet Daimagüker, Anwalt des NSU-Opfers Ismail Yasar, sagte gegenüber der Presse: „Zum ersten mal sagt ein Zeuge aufrichtig aus. Beate Zschäpe soll währenddessen genervt gewirkt haben und die ganze Zeit auf ihrem Laptop gespielt haben.

Der Anwalt der Familie Simsek, dessen Vater Enver Simsek am 9. September 2000 als erster dem NSU-Trio zum Opfer fiel, hat erklärt, dass sie die Entschuldigung Gerlachs annehmen. Sie wünschen sich jedoch, dass er über alles aussagt, wo dem er weiß. Unter dessen wurde bekannt, dass gestern unbekannte ein Laster Müll auf die Stelle gekippt haben, an der Simsek erschossen wurde.

500 Helfer für die NSU

Anette Greger, Oberstaatsanwältin am Oberlandesgericht in München, hat gestern erklärt, dass entgegen der vorliegenden Information, die Zahl der NSU-Unterstützer statt bei 129, insgesamt bei 500 Menschen läge, die verhört wurden, bevor die Anklageschrift fertig gestellt wurde. (Bild: Sondakika)