Murat Günak neuer Chefdesigner bei VW

Die Show am Vorabend zur Eröffnung des Genfer Automobilsalons erinnerte eher an Starmania als an eine trockene Autoauslese: Volkswagen zelebrierte die stürmisch-kalten Zeiten, in denen Kostensparprogramme heftige Gewitterwolken produzieren, ziemlich sonnig. Im Scheinwerferlicht tanzte Murat Günak über die Bühne, der große alte Mann des VW-Designs, Hartmut Warkuss ("Der Beetle, den ich designt habe, hat VW humaner gemacht") nahm Abschied, und die Kronprinzen des neuen Sonnenkönigs Günak durften auf die Bühne, um ihre Entwürfe von Audi bis VW, von Seat bis Skoda und von Lamborghini bis Bentley zu erläutern. Das Autodesign nimmt wohl mehr an Bedeutung zu, als bisher die größten Optimisten unter den Designern zu hoffen gewagt hatten. Gleichzeitig gestalten es Gleichbau- und Modularstrategie immer schwieriger, Autos mit Emotionalität anzureichern.

Herr Günak, wie sehen Sie sich als oberster Chef: Als Moderator, Mediator oder Motivator? MURAT GÜNAK: Als Motivator, auch als Moderator. Wichtig ist es, dass zwischen Marken- und Designchefs ein Austausch stattfindet, um die Marken stärker voneinander zu differenzieren. Denn nur im Austausch und mit klaren Visionen können wir es schaffen, individuelle Linien zu finden.

Sie waren bei Mercedes und Peugeot – wie weit werden wir die Linie des Murat Günak in Produkten finden, wenn er nur als Motivator und Moderator auftritt? GÜNAK: Die Marken stehen im Vordergrund, seine eigene Linie muss man zurückstellen. Aber da und dort wird sich schon etwas von meiner Linie finden (lacht).

Werden in Zukunft stärkere Zeichen im Design gesetzt? GÜNAK: Ja, bestimmt!

Aber man hört bei VW, dass man kein hippes Design, sondern ein zeitloses Design brauche. Muss Design zuerst nicht irgendwie hipp sein, um dann zeitlos zu werden? GÜNAK: Was wir damit meinen, ist klar: wir wollen keine Effekthascherei. Modern ja, aber wir wollen Diskretion beibehalten.

Wie wird man Konkurrenzverhältnisse zwischen den Marken vermeiden? GÜNAK: Skoda wird ,simply clever‘ sein, und Sympathie durch Einfachheit, Ehrlichkeit wecken. Seat darf in seiner Ausprägung stark provokativ sein. Auch wenn beide Marken Autos für das gleiches Segment bauen – die Ausprägung wird eindeutig unterschiedlich sein.

Und was kann Audi tun? GÜNAK: Vorsprung durch Technik!

Der Slogan ist gut, aber alt. GÜNAK: Audi hat ein anderes Niveau, trotz Provokation gehört Diskretion dazu.

Und wie unterscheidet sich Volkswagen? GÜNAK: Durch die Liebe zum Automobil.

Die hat es doch auch schon früher und unter Piech gegeben. GÜNAK: Ja, natürlich, aber wie drücken wir heute die Liebe aus- rational oder mit Leidenschaft? Dabei eine gute Balance zu finden, das wird es sein.

Aber wie leidenschaftlich darf ein Volkswagen jetzt sein? GÜNAK: Sehr leidenschaftlich!

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