Muhabbet singt mit deutschem Minister

Mit "Sie liegt in meinen Armen", einem Song deren Klang an eine Symbiose zwischen türkischer Arabesk-Musik und R&B erinnert, sang sich Muhabbet (23) 2005 in die Herzen der deutsch-türkischen Jugend. Dass der gebürtige Kölner sich nicht nur für Herzschmerz interessiert, sondern auch für die politischen und sozialen Ziele seiner Wahlheimat, bewies er mit seiner jüngsten Single "Deutschland" und sicherte sich wieder einmal das Interesse der Medien.

Zusammen mit Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, dem französischen Außenminister Bernard Kouchner sowie anderen jungen R&Besk-Künstlern wirbt Muhabbet in seiner aktuellen Single für ein weltoffenes und tolerantes Deutschland.

Vaybee! sprach mit dem 23-Jährigen über die Zusammenarbeit von Politik und Musik und seine zukünftigen Pläne.

Ihre Zusammenarbeit mit Bundesaußenminister Steinmeier und dem französischen Außenminister stieg auf großes Interesse. Wie kamen Sie eigentlich auf die Idee eine Single mit Politikern aufzunehmen? Die Idee dazu hatte meine Plattenfirma. Wir arbeiten mittlerweile seit zwei Jahren mit Herrn Steinmeier an gemeinsamen Projekten und tauschen Ideen aus.

Wie haben die Außenminister, auf Ihr Angebot eine gemeinsame Single aufzunehmen, reagiert? Wie schon erwähnt hat mein Team das Projekt angebandelt. Wenn es um Musik geht, bin ich eh immer zu haben. Nachdem ich "Deutschland" fertig gestellt habe, habe ich Herrn Steinmeier kontaktiert und ihm vorgeschlagen den Song zusammen mit Ihm aufzunehmen. Er wollte zuerst den Songtext lesen. Danach kam auch direkt sein Einverständnis. Anschließend sind wir ins Studio und haben die Single aufgenommen. Wir Musiker sind an Studioarbeiten gewöhnt, für uns ist das ganz normal, aber die Herren Außenminister waren schon etwas aufgeregt.

Neben Herrn Steinmeier hat auch der französische Außenminister sich an dem Projekt beteiligt? Könnten Sie uns bitte kurz erläutern wie es dazu kam? Die beiden Außenminister stehen in Kontakt miteinander. Da Herr Kouchner sich ebenfalls stark für das Thema "Integration" interessiert und einsetzt, wollten sie an einen Ort, wo Integration vorhanden ist, nämlich in unser Studio. Hier arbeiten Deutsche, Araber, Türken, Aserbaidschaner und Philippinen.

Wie war die Reaktion der beiden Politiker nach den Studioaufnahmen? Wir haben viel gelacht und uns köstlich amüsiert. Die Zusammenarbeit war geprägt von gegenseitiger Sympathie und hatte eine Message. Die Message ist klar und deutlich: "Wir nehmen euch wahr und unterstützen eure Arbeit, macht weiter so!"

Wie würden Sie als Musiker die Gesangsqualitäten der Außenminister beurteilen? Wir haben den Refrain zusammen gesungen. Ich glaube, ich sollte mit der Wahrheit etwas zurückhaltend sein (lacht). Na ja, sie waren nicht schlecht, aber sie müssen noch vieeeel an sich arbeiten (lacht). Wobei es uns eh nicht um die Performance ging, sondern um die Botschaft.

Die Herren Außenminister haben Sie in Ihrem Studio in Berlin Kreuzberg besucht. Wie haben die Menschen im Viertel auf den Besuch der Politiker reagiert? Zunächst einmal hat die Polizei die Gegend abgesichert. Der Bäcker nebenan hat uns die Hölle heiß gemacht, dass wir ihn nicht vorher informiert haben. Er meinte "Wenn ich dass gewusst hätte, hätte ich heute früh mehr Ware bestellt". Er war binnen kurzer Zeit ausverkauft. Friseur Murat von gegenüber war so stolz, dass er nicht von der Tür gewichen ist. Ein deutscher Buchhalter aus dem Büro gegenüber soll gesagt haben "Ich wusste, dass die Türken wieder etwas aushecken. Bestimmt lässt das Finanzamt sie durchsuchen" und war dann wohl peinlich berührt, als die Limousinen eintrafen und die Außenminister ausgestiegen sind.

Glauben Sie, dass ihr Projekt einen Beitrag zur Völkerverständigung geleistet haben könnte? So einfach ist das nun auch nicht. Man kann die falsche Politik der vergangenen Jahre nicht einfach mit einem Duett wieder korrigieren. Sonst könnten ja alle Länder eine "Sing bitte ein Duett mit uns" Bestellung aufgeben. Ich glaube wir sind alle wie kleine Sandkörner an einem langen Strand, die nichts gegen die Fluten unternehmen können. Aber wenn ich mit kleinen Schritten kleine Veränderungen bewirken kann, einem in Deutschland lebenden 12-jährigen Türken ein Vorbild sein kann und ihm die Botschaft vermittle "Auch du kannst es schaffen", dann bin ich schon sehr zufrieden.

Wird der Song "Deutschland" auch in einem Album Platz finden, oder wird es ihn nur als Single geben? Den Song "Deutschland" habe ich neben den Außenministern mit noch weiteren Sieben jungen Künstlern, die bei meiner Plattenfirma unter Vertrag stehen zusammen aufgenommen. Am 30. November wurde die Single veröffentlicht, am 01. Februar 2008 kommt das Album "Turkish music made in Germany" auf den Markt.

Erzählen Sie uns doch ein bisschen von Ihrem eigenen neuen Album? Wie heißt es, wann wird es erscheinen und wie viele Songs wird es beinhalten? Mein eigenes Album wird voraussichtlich September 2008 veröffentlicht werden. Wie die ersten beiden Male habe ich auch diesmal mit Ünal Yüksel zusammen gearbeitet. Es werden 14-16 Songs sein.

Könnten Sie sich auch vorstellen mit türkischen Ministern oder Politikern zu singen? Komisch, hier nach werde ich oft gefragt (lacht). Aber ja, mit Herrn Babacan würde ich gerne ein Duett aufnehmen. Er sieht nicht nur besser aus als Steinmeier und Kouchner, er ist auch um einiges jünger und der Pop-Musik Kultur somit weniger fremd. Das war jetzt nur Spaß, wichtig ist die Botschaft, die man senden möchte.

Was sind Ihre Projekte für die nahe Zukunft? Wird es Konzerte oder Tourneen geben? Werden Sie in der Türkei auftreten? Wie schon erwähnt arbeite ich mit Plak Music an einem Album, dass aus Songs von sieben neuen R&Besk Künstlern besteht. Später steht eine Fernsehserie mit 13 Folgen an. Mein Album muss bis September fertig gestellt werden und eine Europatournee für den Sommer ist in Planung. Gerne würde ich auch Konzerte in der Türkei geben, aber meiner Plattenfirma nach zu urteilen, hat die Türkei derzeit andere Probleme als sich um uns zu kümmern. Ich weiß, dass die türkische Musikindustrie mit großen Problemen zu kämpfen hat, aber ein ernst gemeintes Angebot würde ich nicht abschlagen. Aber andererseits habe ich auch hier schon genug zu tun.

Kommen wir zur letzten Frage. Was war ihr letzter Einkauf? Ein Blackberry Mobiltelefon.

Muhabbet, wir danken dir für das interessante Interview und wünschen dir noch weiterhin viel Erfolg im Leben und in deiner Musiklaufbahn. Vielen Dank!