Mehr als 3400 Zwangsehen pro Jahr

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat eine Studie "Zwangsverheiratung in Deutschland – Anzahl und Analyse von Beratungsfällen" in Auftrag gegeben. Das Ergebnis hat die Familienministerin Kristina Schröder am Mittwoch (09.11) vorgestellt.

In der Studie heißt es, dass allein im Jahr 2008 in Deutschland 3.443 Zwangssehen registriert wurden. Es wird davon ausgegangen, dass die tatsächliche Anzahl der Zwangssehen noch viel höher liegt.

Die Bundesfamilienministerin äußerte sich zu den Ergebnissen der Studie wie folgt: "Wer seine eigenen Kinder gegen ihren Willen zu einer Heirat mit jemand Ungeliebten oder sogar Wildfremden zwingt, tut ihnen brutale Gewalt an. Wer von Zwangsverheiratung bedroht ist und sich dagegen zur Wehr setzt, riskiert die Isolierung innerhalb der Familie. Und wer sich nicht nur wehrt, sondern dem Zwang durch Flucht entgeht, muss mit der zeitweise oder sogar völligen Kappung jeglicher familiärer Anbindung rechnen."

Ergebnisse der Studie: In Deutschland sind überwiegend Menschen mit Migrationshintergrund im Alter zwischen 18 und 21 Jahren von Zwangsverheiratung bedroht und betroffen, in vielen Fällen haben sie die deutsche Staatsangehörigkeit. In erster Linie sind Frauen und Mädchen betroffenen, 30 Prozent von ihnen sind jünger als 17 Jahre.

Häufigstes Herkunftsland der Eltern ist mit 44 Prozent die Türkei, gefolgt von Serbien (mit Kosovo und Montenegro), Irak und Afghanistan (jeweils 6 bis 9 Prozent der Eltern).

Zwangsverheiratung geht oft einher mit familiärer Gewalt. Zwei Drittel der Betroffenen haben schon als Kinder und Jugendliche Gewalt erlitten. Dabei steht psychische Gewalt an erster Stelle, gefolgt von körperlicher und sexueller Gewalt. Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, dass sie körperlichen Angriffen ausgesetzt sind, um in die Ehe gezwungen zu werden, 27 Prozent wurden mit Waffen und sogar Mord bedroht.

Auch Jungen und Männer sind von Zwangsverheiratung bedroht oder betroffen (rund 6 Prozent der für die Studie erfassten Betroffenen).

Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend