Gedenken an Kemal Sunal

Die Familie der verstorbenen Komödienlegende Kemal Sunal gedachte zum siebten Mal seines Todes. Ali Sunal, Sohn des Komödianten, bedankte sich bei der anwesenden Presse für ihr zahlreiches Erscheinen. Mehr als 30 Medienvertreter waren auf dem Friedhof Zincirlikuyu in Istanbul und berichteten über die Gedenkfeier.

Der größte Komödienstar der Türkei starb am 3. Juli 2000. Zu Lebzeiten wurde er von aufgeklärten Kreisen des Landes dafür kritisiert, dass er Filme für das ungebildete Volk machte.

Der unter panischer Flugangst leidende Schauspieler war zu den Dreharbeiten seines letzten Films "Balalaika" aufgebrochen. Noch bevor sein Flieger in Richtung Trabzon abhob, erlitt er auf seinem Sitz einen Herzinfarkt. Mit Sunal starb an jenem 3. Juli ein Künstler, der Millionen Menschen zum Lachen brachte; aber auch ein Mann, der zum Sinnbild des Kleinen Mannes geworden war.

Die Filme des Komödianten sind noch heute Gegenstand etlicher soziologischer und medienwissenschaftlicher Untersuchungen geblieben. Doch bis Kemal Sunal so verstanden wurde, wie er es sich Zeit seines Lebens gewünscht hat, vergingen Jahrzehnte. Klassiker wie "Inek Saban", "Salako" oder "Sakar Sakir" wurden lediglich auf ihre derben Ausdrucksweisen reduziert und als Filme für das ungehobelte Publikum gebrandmarkt. In vielen seiner Filmen, die der Staatssender TRT Jahre lang aus seinem Programm verbannte, machten die leicht tölpelhaften Protagonisten nicht die geringsten Anstalten, ihren Dorfjargon abzulegen und vor den feinen Istanbulern und ihrem großstädtischen Slang in die Knie zu fallen.

Mittlerweile werden die Werke als für ihre Zeit sehr revolutionär adaptiert. Auf eine Korrektur in diese Richtung hin hatte Kemal Sunal großen Wert gelegt. Vielleicht forderte er auch deshalb, dass Soziologen sich seiner Filme annehmen sollten. Und sicherlich war dieses Unvermögen vieler Landsleute, den wahren Sinn seiner Filme zu erfassen, auch der Grund, warum Sunal sich in seinen Vierzigern noch einmal für ein Soziologiestudium einschrieb und es 1995 mit der Arbeit "Die Komödien des Kemal Sunal im türkischen Film und Fernsehen" abschloss.

Kritiker, die seine Filme lediglich als "vulgär" betrachteten, trieben ihn in die Verzweiflung. Diese sogenannten Vulgaritäten standen für den Soziologen Sunal in einem größeren Zusammenhang. Sie waren Ausdruck für die Protesthaltung des Kleinen Mannes. Wenn zum Beispiel der trottelige "Inek Saban" seinem Gegenspieler, dem Großgrundgrundbesitzer einen üblen Streich spielte und ihn dann auch noch mit einem breiten Grinsen einen "Essoglu esek" (Sohn eines Esels) nannte, hatte Saban doch nur die Söhne und Töchter der verarmten Dorfbevölkerung, die in den Siebziger und Achtziger Jahren zu Millionen in die Großstädte strömten, rächen wollen. Für einen Moment verkehrte Inek Saban die Machtverhältnisse und gab den vor den Videorekordern sitzenden und lachenden "Underdogs" ihren Stolz zurück.

"Wir haben mit Kemal Sunal einen Volkshelden verloren, der in seinen Filmen stets den Kampf des einfachen und mittellosen Mannes gekämpft hat", lautete eines von vielen Kondolenzschreiben, welches nach seinem plötzlichen Tod in der türkischen Presse veröffentlicht wurde. Als Volksheld mochte sich der zurückgezogen lebende Schauspieler, der kaum Interviews gab, nicht gesehen haben, aber für die Massen war und blieb er einer von ihnen.