Ersoy ist in aller Munde

Bülent Ersoy war noch nie ein angepasster Mensch. Geboren als Junge, ließ sie sich in den 80er Jahren zu einer Frau umoperieren. Das brachte ihr nicht nur landesweiten Hohn und Spott ein, sondern auch ein achtjähriges Bühnenverbot.

Mit Konsequenzen für ihre Unbequemlichkeit muss sie nun erneut rechnen. Seit dieser Woche hat sich die schrille Diva vor einem Istanbuler Strafgericht dafür zu verantworten, dass sie eine kritische Bemerkung über das türkische Militär gemacht hat.

In der Casting-Show „Postar a la Turka“ hatte sie gesagt, ihren Sohn nicht zum Militär schicken zu wollen, wenn sie Kinder bekommen könnte. „Ich müsste dann mein eigenes Kind beerdigen“, sagte sie weiter. Für diese kritische Äußerung handelte sie sich prompt eine Anklage ein.

„Star-Transsexuellem drohen drei Jahre Haft“, greift die Bild-Zeitung die Story auf. In der Anklage berufe sich die Staatsanwaltschaft auf ein Sprichwort. Demnach werde jeder Türke als Soldat geboren. Und für die Türken sei die Armee genauso wichtig wie der Prophet Mohammed. Außerdem gelte der aktuelle Prozess als Test für die Meinungsfreiheit im Bewerberland Türkei, so die Bild-Zeitung weiter.

Auch BBC News schreibt über den Vorfall. Bülent Ersoy werde vorgeworfen, das Volk vom Militär entfremdet zu haben, heißt es dort.

Der österreichische Standard berichtet, dass die türkische Chansonsängerin zu ihren Aussagen stehe.

Der Prozess gegen Bülent Ersoy ist auf den 24. September verschoben worden.

In der Slideshow sehen Sie Bilder von Bülent Ersoy.