Django Asül

Ezo Gelin

Über gute Kritiken kann sich der türkische Kabarettist Ugur Baslayici alias Django Asül nicht beklagen. Was die großen Zeitungen und Zeitschriften des Landes über ihn schreiben, kommt einem Ritterschlag gleich. Der Stern findet seine Pointen besser als die seiner Kollegen, dem Kölner Stadtanzeiger gefällt, dass er nicht mainstream ist, und die Augsburger Allgemeine ist der Meinung, dass in dem Türken eine "enorme Bühnenpräsenz mit einer perfekt beherrschten Minimal-Mimik" steckt.

Vaybee!-Redakteurin Yildiz Turak besuchte den Kabarettisten nach einer Aufführung in Köln-Chorweiler und sprach mit ihm über Witze, Tennis, Kaya Yanar und vieles mehr.

Vaybee!: Ist es nicht anstrengend, jeden Abend Menschen zum Lachen zu bringen? Django Asül: Nein, also wenn man selber fit ist, und das bin ich in der Regel, ist es eher so, dass ich versuche, eine private Atmosphäre aufkommen zu lassen, dass die Leute nicht das Gefühl haben, der sagt was auf oder spult ein Programm ab, sondern der spricht mit uns. Ich gehe gleich auf die Leute zu und beziehe sie mit ein. Dementsprechend ist es auch für die Leute. Wenn sie sehen, sie nehmen teil, dann entsteht eine Atmosphäre, wie wenn wir wirklich privat zusammen sitzen. Und das ist dann für mich zum Glück nicht anstrengend. Bei 180 Terminen im Jahr wird das sonst kritisch.

Vaybee!: Improvisieren Sie viel? Django Asül: Ja, das haben wir heute Abend wieder gesehen. Wenn mir irgendwas nicht passt oder irgendetwas Außergewöhnliches passiert, das macht dann die Würze für mich aus. Damit wird jeder Abend anders. Mir liegt das, und den Leuten macht es Spaß, und das mache ich dann so oft es geht.

Vaybee!: Wo holen Sie Ihre Pointen her, die liegen ja nicht in Niederbayern auf den Straßen, wo Sie selbst herstammen? Django Asül: Überall. Mich interessiert ja eher die Geschichte, nicht eine einzelne Pointe, die muss natürlich am Schluss da sein. Aber mich interessiert die Geschichte, und die Geschichte kriegt man mit. Es passiert auch viel. Man hört was, man liest was, man erlebt etwas, man beobachtet etwas. Genauso wie zum Beispiel, dass meine Schwester einen Musterungsbescheid kriegt. Das ist passiert. So was mir auszudenken, interessiert mich gar nicht.

Vaybee!: Wie ist die Figur des Django Asül entstanden? Woher kommt der Name? Django Asül: Der Name ist eine Blödelei aus meiner Zeit als Bankkaufmann. Da waren wir auf einem Betriebsausflug und haben rumgeblödelt, und irgendwann ist dieser Django Asül gefallen, und das hat eigentlich nichts mit dem zu tun, was ich dann hinterher auf der Bühne gemacht habe. Als ich dann auf der Bühne angefangen habe, haben wir gedacht, genau so einen bescheuerten Alias-Namen legst du dir zu.

Vaybee!: Interessant an diesem Abend war, dass im Publikum 98 Prozent Deutsche gesessen haben. Warum waren denn so wenig Türken anwesend. Sind Türken etwa Kulturmuffel? Django Asül: Das muss man die fragen, die nicht kommen, ich kann es nicht beantworten. Ich bin froh über jeden, der kommt, aber mit 98 Prozent trifft es die Sache so ziemlich auf den Kern.

Vaybee!: Können Sie die Frage beantworten, ob Türken und Deutsche an unterschiedlichen Stellen lachen? Django Asül: Man weiß natürlich, dass grad wenn Türken da sind – die reden auch einen an, und ich bin ja immer unter den Leuten – dass da einige Sachen dabei sind, die sie wesentlich mehr nachvollziehen, weil sie in einer ähnlicheren Rolle sind wie ich. Aber sonst ist es für mich seltsam, dass wenige da sind.

Vaybee!: Haben Sie eigentliche einen Lieblingsdeutschenwitz? Django Asül: Nee, ich mag keine Witze, das ist das Schlimme. Ich bin kein Freund von Witzen. Ich erzähle auch nie Witze. Von daher muss ich passen.

Vaybee!: Wie sind Sie zum Kabarett gekommen? Django Asül: Das war auch Zufall. Ich war gerade in der Endphase meiner Bankausbildung, da war ich erstmals in meinem Leben für drei Tage in Berlin und hab dort einen Mathias Beltz gesehen. Ich bin zufällig in sein Kabaretttheater reingekommen und war so begeistert, dass da einer zwei Stunden spricht und damit die Leute in Spannung hält. Da habe ich gedacht: "Mensch, das ist was Tolles". Ich war dann so naiv und habe selber diesen Weg eingeschlagen. Mathias Beltz ist leider im Frühjahr völlig überraschend an Herzversagen gestorben. Aber er ist wirklich einer der Größten gewesen in unserer Branche.

Vaybee!: Mathias Beltz hat Sie also inspiriert und dann haben Sie sich einfach gesagt "Das mache ich auch" – ohne eine Vorgeschichte als Familienclown zu haben? Django Asül: Wirklich nicht. Weder in der Familie noch in der Schule noch habe ich jemals was mit Theater oder so zu tun gehabt. Selbst wenn ich so zurückdenke, sage ich zu mir "Wie doof warst du da eigentlich?" Aber zum Glück ging es ja gut. Wenn mir heute einer erzählen würde "Du, pass auf, ich habe zwar keinen Peil, aber ich versuch das", dann würde ich sagen "Bub, mach doch lieber das, was du kannst, und nicht das, was du denkst zu können."

Vaybee:! Wie alt sind Sie damals gewesen? Django Asül: 25 Jahre.

Vaybee!: Wird es in Zukunft "Was guckst du"- ähnliche TV-Formate mit Ihnen geben? Django Asül: Nee, so was interessiert mich nicht. Ich mache lieber verschiedene Sendungen als Gast mit, als dass ich mich in so was Festes einmische. Ich bin auch einer, der will alles selber schreiben, und nicht mit zehn Autoren zusammen, wie es jetzt der Kaya macht. Fernsehen ist im Vergleich zur Bühne ein langweiliges Medium.

Vaybee! Ihre Tourneen finden in Deutschland statt, Italien war auch mit dabei. Django Asül: Norditalien, wo Deutsch gesprochen wird und Österreich, Schweiz.

Vaybee!: Wie steht’s mit der Türkei? Wie gut ist überhaupt Ihr Türkisch? Django Asül: Ich kann mich mit jedem auf Türkisch unterhalten, aber wenn ich mich jetzt hinsetze und ein türkisches Programm mache, das wird Schwerstarbeit, weil ich mich jetzt wirklich auf die Sprache konzentrieren muss.

Vaybee!: Den türkischen Stand up-Komiker Cem Yilmaz kennen Sie doch sicherlich? Sind Sie nicht oft darauf angesprochen worden, dass Sie ihm ein wenig ähneln? Django Asül: Vielleicht wird er gefragt, ob er Ähnlichkeit mit mir hat.

Vaybee!: Wie ist Ihre Beziehung zum Internet? Django Asül: Internet ist für mich in erster Linie ein Informationsmedium. Ich habe diverse Zeitungen, die ich im Internet lese, d.h. die Süddeutsche und BILD, also die beiden Extrempunkte. Und dann mache ich viel im Sportbereich, das ist dann Sport1.de, wo ich von ATP-Tennis die Geschichten aufrufe, und meine Homepage. Da bin ich auch dauernd dahinter, dass ich die Geschichten reinsetze, die ich geschrieben habe.

Vaybee!: Spielen Sie selbst Tennis? Django Asül: Ja, das ist mein großes Hobby. Da war gestern wieder was mit einem der besten deutschen Doppelspieler, den es in der Weltrangliste gibt. Wir haben zusammen gespielt, und ich spiele selber in einer Mannschaft, wo ein Daviscup-Sieger dabei ist. Ich bin auch mit dem ganzen Daviscup-Team quasi befreundet, also, ob Patrick Kühnen, der Kapitän ist, oder Tommy Haas. Wir sehen uns immer mal gern.

Vaybee!: Apropos Tommy Haas , kann der eigentlich über die Witzeleien lachen, die Sie über ihn auf der Bühne machen? Django Asül: Der Tommy Haas hat eine CD von mir. Life war er noch nicht da. Aber seine Freundin und seine Eltern waren da. Die konnten schon lachen.

Vaybee!: Herr Bagislayici, vielen Dank für das tolle Interview.

Yildiz Turak