Die türkischen Vamps der 80er Jahre

Adriana Lima

Ihre Kurven waren so mörderisch scharf, dass sie den stärksten Türken umhauten; ihre Blicke so heiß, dass der Schnee auf dem Gipfel des Ararat förmlich schmolz. Vamps wie Ahu Tugba, Serpil Cakmakli, Oya Aydogan und Güngör Bayrak waren die Überfrauen der türkischen Video-Rekorder-Generation. Sie waren die It-Girls der 80er Jahre und brannten sich mit ihren Schulterpolstern, Stirnbändern und ausgekämmten Dauerwellen bis heute in das Gedächtnis der türkischen Nation ein. Vaybee! stellt Ihnen die vier größten Sirenen dieser Zeit vor und verrät Ihnen, was sie heute so treiben.

Ahu Tugba, die Blonde mit den stahlblauen Augen, galt als unnahbares Vollblutweib. Die Tochter einer gutbetuchten Istanbuler Familie hatte in Kanada einige Semester Englisch studiert. Ihrer unterkühlten Erotik verdankte sie es, dass sie zu einem der größten Sexsymbole der Türkei aufstieg. Die Rollen der Edelprostituierten mit Herz waren ihr Ding. Ahu Tugba spielte aber auch die intrigante Blonde aus der Istanbuler Upper Class mit so viel Leib und Seele, dass man glaubte, sie sei im wahren Leben ein ausgekochtes Luder. Unvergesslich waren ihre legendären Auftritte im Pelzmantel – mit denen schmückte sie sich, als seien sie ihre zweite Haut. Irgendwann waren die aber verschwunden. Genauso wie Ahu Tugba. Eine Zeitlang versuchte sie ihr Glück als Sängerin in türkischen Nachtclubs. Erfolgreicher war sie allerdings darin, Schlagzeilen mit ihren unzähligen Ehen zu machen. Stolze sieben an der Zahl sollen es gewesen sein. "Ich glaube nicht an die Liebe. Ich bin so oft betrogen und hintergangen worden", sagte sie kurz nachdem sie in der Star-Recycling-Show "Ünlüler Ciftligi" ("Farm der Berühmtheiten") vor einem Jahr mitmachte.

Serpil Cakmakli, das nette Mädchen von nebenan, spielte in über 50 Filmproduktionen mit. In einer Zeit, in der es in der Türkei nur einen einzigen Fernsehsender gab, blieb es nicht aus, dass eine Hübsche wie Cakmakli berühmt wurde. Obwohl die mit viel Babyspeck ausgestattete Cakmakli auf die Rolle der Unschuldigen abonniert war, musste auch sie irgendwann ihre Fans enttäuschen und präsentierte sich fast nackt in renommierten Männer-Magazinen der 80er Jahre. Nichtsdestotrotz: Leder-Outfits, Schmetterlingshaarspangen und eine rausgewachsene Dauerwelle – damit verbinden viele Türken noch immer Serpil Cakmakli. Heute ist die Schauspielerin Mutter einer Tochter im Teenageralter und betreibt mit ihrem Lebensgefährten eine Detektei, die Seitensprünge aufdeckt. Wie ihre Kollegin Ahu Tugba ließ auch sie sich kurz in der Realityshow "Ünlüler Ciftligi" blicken.

Oya Aydogan, die schwarzhaarige Beauty mit der Aura eines naiven Dorfmädchens, war in ihren Filmen oft an der Seite von Schnulzenkönig Ibrahim Tatlises, Orhan Gencebay und Münir Özkul zu sehen. In Arabeskfilmen mit dem damaligen Kinderstar "Kücük Emrah" spielte sie seine in die Prostitution abgedrifftete Mutter ("Yarali", "Zavallilar"), deren trauriges Leben meist in brutalen Vergewaltigungen endete. Obwohl Oya Aydogan in dieser Zeit einige Male mit frivolen Oben ohne-Bildern für Schlagzeilen sorgte und sich für die Männermagazine "Erkekce" und "Bravo" auszog, wollte ihr niemand so ganz die femme fatale abnehmen. Für die Mehrheit des Publikums blieb sie die ideale Verkörperung des Opfers. In den neunziger Jahren gelang es Oya Aydogan Rollen in Comedys zu ergattern. Heute moderiert sie ihr eigenes Morgenmagazin. Für jede Sendung soll Star TV ihr eine astronomische Summe aufs Konto überweisen.

Güngör Bayrak war eine Schönheit der anderen Art. Nicht drall und klein wie viele Frauen ihrer Zeit, sondern großgewachsen und androgyn. Als Serife Bayrak wuchs sie in Konya als Adoptivkind einer armen Familie auf. Nachdem sie sich mit dem algerischstämmigen Franzosen Sir Houra Bericchi vermählte, jubelte die türkische Presse "Hurra, aus unserer Konyali Serife ist jetzt eine Lady geworden". Im Gegensatz zu Ahu Tugba, Serpil Cakmakli und Oya Aydogan spielte die als intellektuell bekannte Schauspielerin und Sängerin in anspruchsvolleren Produktionen mit, u.a. in "Düsman" von Yilmaz Güney. Für Aufsehen sorgte sie, als sie sich in der Erotikzeitschrift "Gözde Kadin" derart ästetisch-erotisch in Szene setzen ließ, dass alle anderen "Nackedeis" neben ihr wie billige Dorfpomeranzen aussahen. Und noch eine Aktion sorgte für Wirbel. Weil Güngör Bayrak so gern freizügige Bühnenoutfits trug, wollte der damalige Bürgermeister von Izmir ihren Auftritt auf der Messe von Izmir verbieten: "Dieses Jahr haben Exhibitionisten keine Chance. Vor allem Güngör Bayrak soll sich hier nicht blicken lassen", ließ er sie durch die Presse wissen. Aber Güngör Bayrak ließ sich nicht einschüchtern. Ihren Protest brachte sie auf sehr eindrucksvolle Weise zum Ausdruck: Sie wanderte mit einem schwarzen Tschador bekleidet durch die Innenstadt von Izmir. Darunter war sie nackt. Ein Wiedersehen mit Güngör Bayrak gibt es in der Serie "Gümüs", wo sie eine tragende Rolle spielt.