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Alt 19.05.2014, 16:58
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bijou bijou ist offline
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Blinzeln

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Zitat von derkahn Beitrag anzeigen
Ich glaube niemand gibt gerne Fremden etwas von sich preis und insbesondere nicht fuer Studien in denen man keinen Einblick hat wie die eigenen Daten verarbeitet, und (mis-)interpretiert werden. Haben denn deine Komolitonen mehr Glueck und finden ausreichend Interviewparter - zumindest der Teil der Interviews braucht?

derkahn



Ich traue keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe - Winston Churchill.
Zitat:
Zitat von derkahn Beitrag anzeigen
Ich glaube niemand gibt gerne Fremden etwas von sich preis und insbesondere nicht fuer Studien in denen man keinen Einblick hat wie die eigenen Daten verarbeitet, und (mis-)interpretiert werden. Haben denn deine Komolitonen mehr Glueck und finden ausreichend Interviewparter - zumindest der Teil der Interviews braucht?

derkahn



Ich traue keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe - Winston Churchill.
Meine Kommilitonen fokussieren sich auf Deutsche und untersuchen Facebook, XING etc als Medien mit mehr Usern, wo es einfacher ist. Andere befragen einfach Journalisten über Recherchetools usw. Sie haben einfacherer Forschungsfelder. Teilweise haben sie auch Stipendien für Entwicklungsländer und sind im Ausland, wo sie die Zustände des Journalismus in anderen nicht-demokratischen Ländern und dessen Folgen erforschen (Korruption, Zensur usw).

Das wollte ich aber nicht, ich wollte etwas hier machen was in meinem Land von Nutzen ist und auch der Gesellschaft etwas bringt. (Forschungen über Recherchetools usw bringen nur Journalisten etwas).

Einblick wie die Daten verarbeitet werden kann ich jedem geben. Teilnehmer die die möchten, können das nach Fertigstellung lesen. Jedoch geht das erst nach Abschluss der Prüfungen und offizielle Freigabe durch die Universität. Universitäre Arbeiten sind sowieso für jeden frei zugänglich, "Bildung für alle" usw.



Bei meiner Forschung geht es um die Frage "Warum Deutsch-Türken die Anschlusskommunikation nutzen", wie ich schon geschrieben habe. Die Fragen (die ich auch schon gepostet habe), fragen verschiedene Nutzungsmotive ab und sind theoriegeleitet unterlegt.

Jedoch sind sie sehr offen gestellt, weil die Forschung bisher sehr wenig über Migranten weiß, da dafür kaum Forschungsgelder investiert werden. Es gibt 3 große Studien und mehr nicht. Was man bisher weiß ist eigentlich nur: Deutsch-Türken nutzen die Medien anders als Deutsche.
Deshalb ist es ein Forschungsfeld, in dem Studenten mit Feldstudien einen Beitrag leisten können, weil es keinen Sinn machen würde große Befragungen anzulegen und diese digital auszuwerten, da die Antwort-Tools zu eingeschränkt wären.
Die kleinen Feldstudien werden von Hand ausgewertet und bieten mehr Offenheit in den Antworten. Studenten werden nicht finanziert, bezahlen wir selbst, da möchte man halt schon gerne etwas Sinnvolles machen. Ich wollte etwas in meinem eigenen Land machen und etwas, was anderen (euch) etwas bringt.

Zum Beispiel ist das häufigste Nutzungsmotiv bei der Allgemeinheit "Spaß und Unterhaltung" ist, oder "räumliche Nähe". Diese Erkenntnisse betreffen Deutsche. ...eure diskutierten Themen haben z.B. mit räumlicher Nähe nicht so viel zu tun, weil es meistens Themen sind die räumlich weiter weg sind, d.h. der Blick geht über den Tellerrand hinaus. Das muss mal jemand wissenschaftlich fest halten. Bisher hat auch noch keiner von den Interviewpartnern gesagt, er sei auf der Suche nach Spaß. Die Antworten waren sehr interessant, sehr tief, sehr klug und anspruchsvoll.


Die Interviews werte ich nach Gemeinsamkeiten der Befragten aus und kann dann Aussagen treffen wie
"Alle 12 Befragten sagen, sie nutzen die Diskussionsgruppen, weil sie mehr Bildung für Deutsch-Türken wollen" etc. und "von 12 Interviewpartnern sagen 12, sie seinen mit der Medienberichterstattung unzufrieden" oder
"die befragten Frauen sagen, sie beobachten, dass es im Forum deutsch-türkische Frauen gibt, die zuhause nicht über Themen wie Sex oder Abtreibung reden können und deshalb ins Internet gehen, um sich darüber weiter zu bilden".
"von 12 Interviewpartnern sagen 8, sie interessieren sich für politische Ereignisse in der Türkei und tauschen sich darüber aus und sagen, dass die Gesellschaft ihnen zu wenig Interesse widmet" usw.

Daraus kann man dann ableiten, wo die Medien etwas tun müssen, z.B. mehr über politische Ereignisse in der Türkei berichten, damit die Gesellschaft den Deutsch-Türken mehr Austausch bieten kann. Oder Forderungen stellen, Bildungsangebote zu verbessern etc. Da es nur eine kleine Befragung ist sind die Ergebnisse nicht repräsentativ, was sie auch nicht sein müssen, da dahinter keine marktwirtschaftlichen Interessen stehen.

Es geht nicht ja darum zu erforschen "Wie viele von 1000 würden Produkt XY kaufen und wie muss es konstruiert sein", sondern darum bei Migranten zu erforschen, ob es es eine Unzufriedenheit gibt und wenn ja welche, um dann eine forschungsgeleitete Empfehlung an die Medien abzugeben, wie sie diesen Mangel beheben können.

Weiteres Beispiel: bei Deutschen ist das zweit häufigste Nutzungsmotiv die Suche nach Information. "Der Deutsche" ist Bürokrat, deswegen werden Nachrichten auch recht "bürokratisch" und sachlich geschrieben. "Der Deutsch-Türke" ist aber ganz anders, wer genau das ist weiß man noch gar nicht. Wenn man Deutsche Foren und dieses Forum vergleicht stellt man fest: Deutsch-Türken haben mehr Humor, Sarkasmus, Ironie und Drama. Man merkt es schon an den Überschriften der Themen...z.B. hat irgendwer mal zum Thema Schweinegrippe geschrieben "Das große Schlachten hat begonnen". In deutschen Foren "Die Schweinegrippe und ihre Folgen". Wenn jemand in meinem Interview sagt, dass die Medien ihn langweilen, wundert mich das nicht.

Die Journalistik-Forschung ist die Wissenschaft über den Journalismus und eine Art "Vermittler-Rolle" zum praktischem Journalismus (den Medien), welche den Journalismus erforscht und kritisiert. Die Universität ist eine staatliche Bildungseinrichtung und wirtschaftlich unabhängig, zwischen Medien und Universität stehen keine wirtschaftlichen Interessen.

Ich denke nicht, dass ich die Daten missinterpretieren werde, weil ich sie gar nicht interpretiere, sondern eure Aussagen untereinander aufliste. Es geht nur darum
"Warum nutzen Deutsch-Türken die Anschlusskommunikation" und dann eine Auswertung "Sie haben folgendes gesagt: ..."
Hoffe ich habe deine Frage hinreichend beantwortet.

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PS: "Ich traue keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe" - Ich auch nicht und jeden Tag gibt es neue Beispiele in den Medien, wo Journalisten unabsichtlich oder unwissentlich Statistiken verfälschen. Meine Forschung ist eine Feldstudie keine Statistik, da gibt es gar nichts zu (miss)-interpretieren oder fälschen. ;-)