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Alt 22.02.2010, 00:37
damia
 
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Zitat von Virtual_Reality Beitrag anzeigen
Ich weiss ganz was Du meinst mit der Sache "von Mensch zu Mensch" Nur mein Idol ist kein geringerer als Atatürk. Die Tochter des Sultans war in ihn verschossen. Er hätte Sabiha Sultan heiraten und in einer Edelvilla dort wo der Bosporus am schönsten war, sich niederlassen und ein Leben in Saus und Braus leben können. Doch statt diesen würdelosen einfachen Weg einzuschlagen, hatte er es vorgezogen den würdevollen und schwierigeren Weg zu bestreiten, an dessen Ende sein er sein Ziel, die lazistische Türkische Republik erreichte. Die Türkei ist nun mal mein Ursprungsland. Während ich ein 1a Leben führe, entwickelt sich das Land meiner Vorväter und meiner künftigen Enkelsöhne zu einem unschönen Ort. Und dieses Gefühl lässt sich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren.

Unsere Migration nach Europa ist eine vorübergehende Zeiterscheinung. Der Tag wird kommen, wo wir wieder die Rückreise antreten. Wenn nicht wir dann unsere Enkelkinder. Und sie sollen eine Türkei vorfinden, die lebenswert und in allen Belangen zum Rest der Welt konkurrenzfähig ist. Die Türken waren auch nahezu 500 Jahre auf dem Balkan. Doch zuletzt wurden sie durch Kriege und andere Häßlichkeiten zu denen auch Menschen fähig sind von dort vertrieben. Auch ihre kulturellen Hinterlassenschaften wurden ausgelöscht, als wären die Türken nie dort gewesen und als hätte es die Bauten nie gegeben.

Und jedesmal wenn ich das "Genclige Hitabe" von Atatürk lese, fühle ich mich persönlich angesprochen und in die Pflicht gerufen.... Ich will mich im Spiegel anschauen können und mir keine Vorwürfe machen wollen, wie dass ich mein Land im Stich gelassen hätte.
Diese Bauerntürken sind nichts wert. Weder diejenigen, die sich einen Schnäutzer wachsen lassen und mit einem tespih durch die Gegend laufen wie in ihrem anatolischen Dorf oder ihre zum verwechseln ähnlichen Brüder, die glauben modern zu sein, wenn sie Ohrringe und an allen Fingern billig Ringe tragen und sie aus trotz alles was die Identität ausmacht ablehnen. Doch ihr Verhaltensmuster ist ähnlich das ihrer verhassten Brüder. Agressiv, subjektiv und unsachlich. Die allermeisten meiner Landsleute beachte ich nicht einmal.
Doch auf der anderen Seite verstehe ich Dich auch sehr gut und gebe dir in vielen Punkten recht. Während man das Leben plant, geschieht es. Schauen wir mal, dann sehn wir schon

Der Politik bist Du e-gal, sowohl hier, als auch in der Türkei, das solltest Du nie vergessen! Du bist nichts, als eine Zahl in den Augen des Staates, das änderst Du weder hier, noch in der Türkei. Politik ist Politik und keine Träne wert.
Und Atatürk hat aus meiner Sicht in dieser Diskussion genauso wenig verloren, wie der Weihnachtsmann, es sei denn, Du thematisierst Dein politisches Ideal als Maßstab für die Kernfrage dieser Diskussion und mißt so, wie gut oder schlecht wir Türken im Sinne von Atatürks Idealen seien.
Aber das tu ich gar nicht. Es gibt keinen Grund, das oberste Maß aller Dinge in Relation zu Mustafa Kemal Pasa zu setzen, genauso wenig, wie es keinen Grund dafür gibt, aus kemalistischen Werten heraus, in die Türkei zu ziehen. Das kann man machen, wenn man polit-fanatisch ist, aber davon bin ich nie ausgegangen. Als jemand, der hier geboren und aufgewachsen ist, hab ich deshalb keinen Grund, mir die Politik der Türkei so nahegehen zu lassen, dass ich schon behaupten würde, *ich in dann mal wech*.
Gut, er ist Dein persönliches Ziel aus genannten Gründen, verständlich und legitim. Ich habe andere, unpolitischer Natur. Und weiter will ich hier nicht mehr ausschweifen...
Die Türken sind ein Bauernvolk. Das ist weniger eine Beleidigung, als eine Tatsache, denn Agrarwirtschaft ist seit jeher eine Gewinnquelle des Landes, wovon unzählige Menschen ihr leben aushalten.
Die archaische Kultur, die in weiten Teilen Anatoliens herrscht, führen viele hier fort oder kommen mit dem Gegensatz der liberalen deutschen Kultur nicht zurecht. Das äußert sich leider im Verhalten und da wird der Kern 'meines Problem liegen, sage ich mir nur. Und das muss nicht jeder nachempfinden können, denn es ist meine Wahrnehmung bzw Interpretation der Dinge, die ich erfahren habe. Wegen dieser Problematik ist z.B. transkulturelle Psychologie stark im kommen; schade schade.
Gute Nacht