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Alt 07.02.2015, 14:47
Beyazguel60
 
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Ausrufezeichen Twitter will künftig gegen Drohungen vorgehen

Twitter will künftig gegen Drohungen vorgehen
"Wir haben's verbockt"


Ob Beleidigungen, Hasstiraden oder Drohungen - bei Twitter galt bislang: Alles darf gepostet werden, Meinungsfreiheit steht über allem. Nun deutet ein internes Memo eine neue Linie an: Das Unternehmen will künftig demnach Nutzer bei Missbrauch löschen.


Von Susanne Sema, tagesschau.de


Die Einsicht kommt von ganz oben: Twitter-CEO Dick Costolo übernimmt persönlich die Verantwortung für das Versagen seines Unternehmens bei Fällen von Drohungen und Beleidigungen. Er schäme sich, wie man in den vergangenen Jahren mit dem Problem umgegangen sei, so Costolo vor kurzem in einem Memo an seine Mitarbeiter, das die US-Seite "The Verge" gestern veröffentlichte. "Wir haben’s verbockt", so der Chef weiter.

Bislang griff der Kurznachrichtendienst nicht ein, wenn Nutzer deutlich unter die Gürtellinie gingen. Drohungen blieben auch dann stehen, wenn Nutzer sie meldeten. Opfer von Beleidigungen oder Todesdrohungen wurden alleingelassen. Das musste auch Lindy West erfahren. Die feministische Autorin ist wegen ihrer Arbeit auf Twitter regelmäßig Ziel verletzender Kommentare und Anfeindungen. Unter anderem legten Fremde einen Fake-Account mit dem Foto ihres toten Vaters an, um sie darüber zu verspotten. Für einen Mitarbeiter von Twitter war damit aber offenbar eine Grenze erreicht: In einem internen Firmenforum stellte er die Haltung seines Unternehmens infrage und Costolo reagierte.
Twitter verliert wichtige Nutzer

Zur neuen Firmenphilosophie trug möglicherweise auch die Erkenntnis des Twitter-Chefs bei, dass der Kurznachrichtendienst wegen solcher Fälle viele Kernnutzer verliert. So löschte im vergangenen August auch die Tochter von Robin Williams zwischenzeitlich ihren Account. Sie hatte nach dem Selbstmord des Schauspielers verstörende Bilder und Anfeindungen erhalten.

Zudem schlug der Skandal #Gamergate im vergangenen Jahr hohe Wellen: Ziel der Hasstiraden in diesem Fall - Frauen, die sich mit der Computerspiele-Branche beschäftigen. Anita Sarkeesian, die in einer YouTube-Reihe kritisch über das Frauenbild in Videospielen berichtet, erhält bis heute regelmäßig Drohungen auf Twitter, teils Hunderte am Tag.
Im Dezember versuchte das Unternehmen zwar mit einem neuen Tool, den Nutzern Missbrauchsmeldungen zu erleichtern. Doch Sarkeesian dokumentierte auch Ende Januar noch an sie adressierte Posts mit sexuellen Anspielungen, Beschuldigungen und Todesdrohungen.
"So sieht mein Leben auf Twitter aus, seit ich angefangen habe, Computerspiele zu kritisieren", schreibt sie zu einem Screenshot von einem Tweet eines anderen Nutzers. Er hatte ihr geschrieben: "Ey, verdammte Schlampe. Wenn Du jemals nach Europa kommst, werde ich Dich bis zum Vergessen vergewaltigen."

Der Account dieses Nutzers ist nach wenigen Tagen Sperre wieder online. Twitter wollte sich zu dem internen Memo auf Anfrage von "The Verge" nicht äußern. Der jüngste Quartalsbericht, den das Unternehmen gestern präsentierte, zeigt jedenfalls, dass sich Twitter anstrengen muss, um seine Nutzer zu halten und im umkämpften Markt weiter zu bestehen.


Quelle:
http://www.tagesschau.de/wirtschaft/twitter-113.html