Einzelnen Beitrag anzeigen
  #2  
Alt 21.08.2014, 01:14
Benutzerbild von MarkoPasha
MarkoPasha MarkoPasha ist offline
Benutzer
 
Registriert seit: 12.02.2010
Beiträge: 69
Standard Wachstum wird immer durch Schulden finanziert...

Als ein relativ objektiver Wirtschaftswissenschaftler musste ich den Artikel natürlich weiterlesen... Weiterlesen um den Haken im Kontext zu finden. Der Verfasser des Artikels ist wohl bewusst (oder unbewusst so wie du es bist) leicht (!?) parteiisch zur Sache angegangen und nur ein teil der Wahrheit dargestellt. Er musste aber zugeben dass die Staatsverschuldung der Türkei mit 47 Prozent des BIPs (aktuell %36) relativ niedrig ist.

Zitat:
" ...wobei sich nach den letzten Zahlen des türkischen Finanzministeriums die Auslandsschulden der Türkei nach rund 50 Milliarden Dollar im Jahr 2008 inzwischen auf 372,6 Milliarden Dollar belaufen, was 47 Prozent des Sozialprodukts entspricht."

(Um es weltweit vergleichen zu können empfehle ich dir für die aktuelle Staatsschuldenquote der Länder diese Seite
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_d...sschuldenquote

Nur kommen wir aber zur Sache also WACHSTUM (oder Niedergang?). Ich tue mir nicht unbedingt den Zwang an, ähnliches nochmal zu schreiben und deshalb gebe ich das Kommentar eines Users zum Teil einfach weiter:

"Wachstum wird ...immer durch Schulden finanziert, weil man das Geld für Wachstum volkswirtschaftlich nicht vorher verdienen kann (s.o.). Das Wachstum sorgt aber gleichzeitig auch dafür, dass die Schulden (relativ gesehen, nicht nominell) nicht ins unermessliche wachsen. Daher ist nicht entscheidend, ob sich ein Land für Wachstum verschuldet, sondern wer sich verschuldet und wie, wofür und wie hoch.

Für Wachstum muss sich der Staat verschulden und nicht die Bürger. Bei der Türkei kann man aber sehen, dass der türkische Staat genau das Gegenteil getan hat: er hat in den letzten 14 Jahren die Schulden drastisch abgebaut. Das allein hätte zu einem enormen Abschwung
geführt, wenn nicht die Bürger durch ihre eigene private Verschuldung eingesprungen wären. Deswegen ist die Türkei auch wirtschaftlich so bedroht: während der Staat als einziger Akteur an seinem Handeln festhalten und Wachstum weiter durch kontinuierliche Verschuldung auf einem "richtigen" Niveau auf Grund rationaler Überlegungen auch bei wirtschaftlichen Schwankungen fortführen könnte gibt es nun ein unkontrolliertes Herdenverhalten, dass die türkische Wirtschaft massiv bedroht.

Daher sollte vielmehr die Frage sein, welche Vorstellungen zu so einer Wirtschaftspolitik führt und wie die Anreize entstehen, die die Verschuldung der Bürger anheizt. Denn die Verschuldung ist nicht das eigentliche Problem sondern welche Gestalt sie annimmt. ... Der Staatshaushalt deutet darauf hin, dass zumindest der Staat der Meinung ist, er müsse
haushalten, wie eine schwäbische Hausfrau (oder ihr türkisches Pendent). Daneben gibt es dann das am Gewinn orientierte Kreditvergabeverhalten der Finanzwirtschaft. Wie das funktioniert, ist bekannt: da wird den Leuten eingeredet, sie wären ökonomische Idioten, wenn sie die Chancen, die sich ihnen bieten, nicht nutzen würden. Wer sich nicht verschuldet partizipiert nämlich nicht am Boom, so wie die anderen und allen voran die Finanzinstitute selbst.

Daher ist die Frage, ob Konsum oder Investition falsch gestellt, weil hier die Grenzziehung schwierig ist, sich für Wachstum immer jemand verschulden muss und es am Ende immer nur um Konsum geht. Denn selbst Investitionen dienen der Förderung des (späteren) Konsums, weil es in der Wirtschaft nur um die Erzeugung von Konsumgütern geht und um nichts anderes. Auch die Investition in eine Meisterausbildung dient nur dazu um die Güter effizienter produzieren zu können (weil man das nun besser kann), die man durch das Mehreinkommen später auch mehr konsumieren will. Die Verschuldung des privaten Sektors der Türkei führt ja faktisch zu einem Zuwachs bei der Produktion konsumierbarer Güter, d.h. es wird auf der Güterebene nicht wirklich auf Pump gelebt, weil für diese Güter ja faktisch auch gearbeitet wird. Und das verliehene Geld entsteht im wesentlichen durch die Geldschöpfung privater Banken aus dem Nichts. Das materielle Wachstum ist das einzig reale an der Sache, die Sache mit dem Geld ist die Fiktion. Und weil an dieser Fiktion festgehalten wird, bricht der reale Teil irgendwann zusammen. Im Geld stecken keine Werte, Geld ist nur ein Token, wie Steve Keen das einmal gesagt hat. Die Werte einer Volkswirtschaft stecken in den produzierten Gütern und Dienstleistungen. In den letzten Jahren durften wir aber erleben, wie man diese realen Werte abgebaut hat, um an Fiktionen (Papiergeschäfte) festhalten zu können, weil man in ihnen die realen Werte zu sehen glaubt."

So sehe ich auch Also. Das materielle Wachstum ist das einzig reale an der Sache...


ciao