Inwieweit ein Beitritt für die Türkei ökonomische Folgen hätte, kann ich nicht beurteilen. Aber politisch gesehen wäre es die konsequente Fortsetzung der staatsphilosophischen Grundlagen der türkischen Republik, die Atatürk gelegt hat. Es wäre der folgerichtige 2. Akt in der Entwicklungsstufe zu einem modernen Staat. Es gibt keine wirkliche Alternative als die "westliche Wertegesellschaft" (zu der auch die Türkei zählt). Denn diese westliche Wertegesellschaft ermöglicht im Vergleich zu anderen Wertesystemen als einzige politische Regierungsysteme, welche den Einzelnen idealitär gesehen den größtmöglichen Freiraum in der Gestaltung seines individuellen Lebens bietet. Wohingegen politische Systeme zB aus dem arabischen Raum dieses nicht bieten, weil ihre despotischen oder fundamentalistisch-religiösen Regierungsysteme das Individuum bis zur Unkenntlichkeit negieren und unverhältnismäßig in ihre Intims- und Privatssphären kontrollierend eindringen, um sie zur Konformität zu zwingen bzw. ihr auf Kontrolle aufgebautes politisches System am Leben zu erhalten. Ob diese Systeme Produkte des Kolonialismus sind (welches die Türkei zum Glück nicht erlebt hat) oder pures Unvermögen, darüber kann man sich sicherlich streiten.

Und klar paßt die Türkei in die EU. Als das osmanische Reich in der Höhe seiner kulturellen Blüte stand, haben die Europäer aus den Fenstern geschissen - historisch belegt :-)
Dieses Kulturargument ist daher nur ein Scheinargument. Möglicherweise geht es vielmehr um machiavellistische Sichtweisen in den europäischen Hauptstädten, denn die Türkei als EU-Mitglied würde gewisse Neuausrichtungen der Stimmenverteilungen erforderlich machen, weil sie genausoviele Stimmen wie die anderen 5 großen EU-Mitglieder bekommen und damit in innereuropäischen Entscheidungsprozessen einen Machtfaktor darstellen würde, was möglicherweise Frankreich und England stört, wie auch immer..

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